Rund ums Chorfest
Rund ums Chorfest gibt es neben den Konzerten und Mitsingaktionen viele weitere spannende Angebote für Chorfest-Teilnehmer:innen und -Besucher:innen. Anbei finden Sie eine kleine Auswahl an Attraktionen und Orten, die es sich zu entdecken lohnt.
Darüber hinaus gewahrt der digitale Quartiersguide der Congress- und Tourismus-Zentrale (CTZ) Einblicke in die Highlights der Nürnberger Innenstadt: Mit dem Reisekompass „Nürnberger Quartiere“ lassen sich unter www.quartiere-nuernberg.de kleine Läden, hippe Bars, Galerien und kulinarische Highlights erkunden, die versteckt in den Gassen der Altstadt zu finden sind.

STIMMEN DER ZUKUNFT IM OPERNHAUS
Freitag, 30. Mai 2025, 11:00 – 12:00 Uhr, Opernhaus
Beim großen Mitsingkonzert lassen etwa 500 Grundschulkinder ihre „Stimmen der Zukunft“ im Opernhaus erklingen – begleitet von der Staatsphilharmonie Nürnberg. Gemeinsam mit ihren Lehrkräften haben sie dafür ein farbenfrohes Liedprogramm erarbeitet. Unterstutzt wurden sie dabei in verschiedenen Workshops, Singtagen und Fortbildungen von Musikpädagog:innen der Musikschule und des Staatstheaters Nürnberg. Karten für das Konzert gibt es für alle Interessierten unter: www.staatstheater-nuernberg.de.

MEET AND SING MIT DEM CHORVERBAND BERLIN
Stand auf dem Jakobsplatz am Löwenbrunnen
In Nürnberg präsentiert sich der Chorverband Berlin – mit über 340 Mitgliedschoren die größte Amateurmusikorganisation der Hauptstadt – nicht nur mit einer Länderpräsentation auf der Open-Air-Buhne am Hauptmarkt, sondern ist wahrend des gesamten Chorfestes mit einem Info- und Netzwerkstand auf dem Jakobsplatz am Löwenbrunnen zu finden. Hier sind Chore aus ganz Deutschland herzlich willkommen, ins Gespräch zu kommen und ein kühles Getränk oder einen kleinen Snack zu genießen. So gibt es unter anderem auch Neues zu erfahren über den #125StundenChor – den Weltrekordversuch und das Jubiläum des Chorverbands Berlin in 2026. Und wer noch nicht genug vom Singen hat, hat hier auch die Möglichkeit im Rahmen der kleinen Open Stage noch spontan Lieblingslieder zu singen!

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Freier Eintritt für Chorfestteilnehmende
Von 1933 bis 1938 hielten die Nationalsozialisten in Nürnberg ihre Reichsparteitage ab. Noch heute zeugen die Reste der damals errichteten Großbauten von der Inszenierung dieser Propagandaschauen. Eine Interimsausstellung im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände vermittelt ein umfassendes Bild der Geschichte des Areals sowie der Reichsparteitage.
Chorfest-Teilnehmer:innen erhalten bei Vorzeigen ihres Chorfest-Bändchens vom 29. Mai bis 01 Juni 2025 freien Eintritt sowie nach vorheriger Anmeldung und Verfügbarkeit (max. 25 Personen pro Gruppe) eine kostenfreie 30-minütige Führung durch die Interimsausstellung. Zeiten der Führungen: Freitag, 30. Mai 2025, 11.30 Uhr, 14.30 Uhr, 16.30 Uhr und Samstag, 31. Mai 2025, 11.30 Uhr, 14.30 Uhr, 16.30 Uhr. Anmeldung unter: buchung.dokumentationszentrum(at)stadt.nuernberg.de.
Im Anschluss an die Führungen findet jeweils ein 15-minütiges gemeinsames offenes Singen im Eingangsbereich des Dokumentationszentrums statt (keine Anmeldung erforderlich).
Weitere Informationen zum Dokumentationszentrum sowie Adresse und Anfahrt sind zu finden unter: https://museen.nuernberg.de/dokuzentrum.

Schulchorforum
Freitag, 30. Mai 2025, FAU Erlangen-Nürnberg
Der Fränkische Sängerbund lädt am Freitag, den 30. Mai 2025, Chöre aus allen Schulen Frankens in die FAU Erlangen-Nürnberg zum „Schulchorforum“ ein. Ziel ist es, singende Schüler:innen aus anderen Schulchören zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen, voneinander zu lernen und miteinander zu musizieren. Am Vormittag finden Workshops statt, an denen auch Kinder- und Jugendchöre, die beim Chorfest singen, teilnehmen können.
Um 13:30 Uhr singen die am Schulchorforum teilnehmenden Chöre dann ein gemeinsames Konzert in der großen Aula. Hier sind auch Chorfest-Teilnehmer:innen herzlich willkommen.
Informationen zum Format und den Workshops: https://saengerkreis-nuernberg.de/schulchorforum-info
Zur Anmeldung: https://saengerkreis-nuernberg.de/event/schulchorforum

Vor dem Vergessen Bewahren: Die Nürnberger Hauptsynagoge
Dr. Thomas Röder
Beim Chorfest wird Erinnerungskultur musikalisch zum Leben erweckt.
1874, im selben Jahr, in dem das gegenüber liegende Hans-Sachs-Denkmal enthüllt wurde, weihte die erst seit einem Vierteljahrhundert wieder ansässige Nürnberger israelitische Gemeinde ihre prächtige Synagoge ein. Das Gebäude – ein Kuppelbau im maurischen Stil – stellte sich durchaus als Kontrapunkt zu den Kirchenbauten der Stadt dar. Im Inneren zeugte eine Orgel von den Bestrebungen des Rabbiners Moritz Levin, auch die musikalische Bereicherung des Gottesdienstes auf das seinerzeit modernste Gepräge zu bringen. Hierzu suchte er nicht zuletzt die Unterstützung durch Louis Lewandowski, den Dirigenten an der Berliner Neuen Synagoge. Für Nürnberg verfasste Lewandowski die bekannten 18 Liturgischen Psalmen für Soli, Chor und Orgel. „Kantor, Chordirigent, Organist und Chor wetteiferten, ihr Bestes stets zu geben“ - so beschrieb der Chronist Max Freudenthal das musikalische Leben der Gemeinde. Der zunehmende Aufwand machte es 1911 gar notwendig, die Chorempore zu erweitern.
Im Sommer 1938, noch vor Parteitag und Pogromnacht, gab ein Gauleiter mit dem „Meistersinger“-Zitat „Fanget an“ den Befehl zum Abbruch der Synagoge.
Ein Denkmal an der Spitalbrücke erinnert an die große Hauptsynagoge. Wer Werke von Louis Lewandowski live erleben mochte, kann das beim Chorfest-Plus-Konzert des Windsbacher Knabenchors und des Mädchenchors der Regensburger Domspatzen tun.

Die Reichsstadt Nürnberg als „Stadt der Chöre“
Prof. Dr. Friedhelm Brusniak
1512 veröffentlichte Johannes Cochlaeus (1479–1552), der Leiter der Lateinschule bei St. Lorenz in Nürnberg, mit seiner Brevis Germaniae descriptio die erste »kurze Beschreibung Deutschlands«, wobei er die Reichsstadt geographisch als Mittelpunkt Europas und Deutschlands sieht. Begeistert berichtet der Humanist und Musiktheoretiker von einem certamen musicum, einem musikalischen Wettstreit, am Katharinentag (25. November), bei dem man sich nur wundern könne, so viele Sänger und so harmonische Stimmen versammelt zu finden. Denn dann würden drei Messen unter der Leitung der Rektoren dreier Schulen vor gelehrten Schiedsrichtern vorgetragen. Weder Antwerpen noch eine andere Stadt in Deutschland sei hierin Nürnberg überlegen.
Auch andere Quellen bestätigen, dass dem Chorgesang in der Reichsstadt Nürnberg nicht nur an den Lateinschulen bei den Pfarrkirchen St. Sebald und St. Lorenz um 1500 hohe Bedeutung beigemessen wurde. Vor allem auch am Heilig-Geist-Spital, in deren Kirche seit 1424 in einem „Heiltumsschrein“ die Reichskleinodien aufbewahrt wurden, die im Rahmen von „Heilstumsweisungen“ der Öffentlichkeit sowie hohen geistlichen Würdenträgern und weltlichen Herrschern präsentiert wurden, wurde großer Wert auf gesanglich und musikalisch talentierte Chorschüler gelegt. Erhaltene Namenlisten des Schülerinternats aus dem frühen 16. Jahrhundert lassen erkennen, dass es sich bei diesen zwölf „Korschulern“, „Chorales“ oder „Novitzen“ keinesfalls nur um Knaben handelte, sondern in den meisten Fällen sogar um Studenten, die teilweise sogar den Grad eines Baccalaureus artium erworben hatten. Das Nürnberger Heilig-Geist-Spital stand nicht nur in reichspolitischer, sondern auch in musikalischer Hinsicht im Fokus und zog junge Sänger und Musiker, vor allem Lautenisten und Organisten an, teilweise aus Regionen jenseits der Alpen aus Städten wie dem italienischen Gorizia/Görz und dem slowenischen Laibach/Ljubljana.
Angesichts solcher Informationen über derartige soziale und musikalische Verbindungen verwundert nicht, dass solche Kontakte auch über weite Distanzen gepflegt wurden. Ein prominentes Beispiel stellte der Komponist und Priester Conrad Rein (ca. 1475–1522) dar, der von 1502 bis 1515 als Rektor der Heilig-Geist-Spitalschule den Schulchor leitete, bevor er vom dänischen König Christian II. (1481–1559) zum Aufbau seiner Hofkantorei nach Kopenhagen geholt wurde. Rein stand hier nicht nur im Austausch mit befreundeten Sängern und Priestern aus seiner fränkischen Heimat bis nach Stockholm, sondern behielt auch bis zu seinem Tode seine Pfründe am Nürnberger Heilig-Geist-Spital. Handschriftlich und postum in frühen Musikdrucken mehrstimmiger Vokalmusik überlieferte Messen und Motetten des früheren Nürnberger Spitalschulmeisters bestätigen das Urteil von Andreas Ornitoparchus, der Conrad Rein 1517 zu den besten zeitgenössischen Komponisten zählte. Der Nürnberger Rat wusste solche Persönlichkeiten und soziokulturellen Vernetzungsmöglichkeiten nicht zuletzt aus politischen und handelsökonomischen Erwägungen zu schätzen und förderte den damit verbundenen musikalischen Kulturtransfer.
Die von Johannes Cochlaeus beschriebene Chorkultur in Nürnberg um 1500, die sogar zu einem Wettstreit der Schulchöre führte, bestätigen das außergewöhnlich hohe Niveau der Musikkultur in der Reichsstadt im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Seit einem halben Jahrtausend ist Nürnberg nun eine „Stadt der Chöre“!